Anfang Juli besuchten wir die Ausstellung “Yayoi Kusama – Eine Retrospektive “ im Martin-Gropius-Bau in Kreuzberg. Gezeigt wurden Gemälde und Skulpturen der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama.
Das Gebäude wurde vor fast 150 Jahren von dem Berliner Architekten Martin Gropius als Kunstgewerbemuseum erbaut. Sein Großneffe Walter Gropius setzte sich nach dem Krieg für den Erhalt der Ruine ein und das direkt an der Berliner Mauer liegende Haus wurde unter Denkmalschutz gestellt. 1999 wurde das Ausstellungshaus – nach mehrjährigen Auf – und Umbauphasen – in seinem jetzigen Zustand wiedereröffnet.
Die frühen Jahre in Japan (1929 – 1957)
Yayoi Kusama wurde 1929 in Matsumoto in der japanischen Präfektur Nagano geboren. Mit 12 Jahren arbeite sie in einer Munitionsfabrik für den Pazifik- und den zweiten Weltkrieg. Sie bekam Halluzinationen, sah Punkte (Dots)- und Netzmuster und verarbeitete Ihre Ängste in Zeichnungen.
Nach Kriegsende zog sie zu Verwandten nach Kyōto und besuchte dort die Kyoto School of Arts and Crafts. Sie malte sie Blumen und Tiere mit Tusche und Aquarellfarben. Ihre erste Ausstellung fand 1952 im Gemeindezentrum ihrer Heimatstadt Matsumoto statt.
Hippie-Zeiten in New York und Europa (1957 – 1973)
Als ihre Bilder in einer Gruppenausstellung im Brooklyn Museum ausgestellt wurden, zog die Künstlerin nach New York. Sie hatte Geldsorgen, bekam Depressionen und begab sich in psychiatrische Behandlung. So entstanden ihre Infinity Nets (Unendlichkeits-Netze).
Die Künstlerin veranstaltete Happenings und bemalte in der Öffentlichkeit nackte Personen mit Punkten. Sie besprühte Kleidungsstücke mit Gold oder Silber und begann Haushaltsgegenstände mit phallusartigen Stoffwülsten zu überziehen. Ihre Kostüme mit punktförmigen Löcher und lichtdurchlässigen Materialien nähte sie selbst.
1965 reiste sie erstmals nach Europa und präsentierte einen Infinityroom im niederländischen Museum Voorlinden bei den Haag. Anschließend arbeitete sie in Mailand im Atelier des Künstlers Lucio Fontana. Die beiden präsentierten 1500 spiegelnde Kugeln auf der Biennale in Venedig (ohne Genehmigung). Im Frühjahr 1966 zog sie nach Gelsenkirchen in die Künstlersiedlung Halfmannshof und hatte mehrere Ausstellungen im Ruhrgebiet, u.a. in der Galerie Thelen in Essen.
Das Los Angeles County Museum of Art vertreibt den Kunstband Love Forever mit Werken aus der Zeit von 1958- bis 1968.
Rückkehr nach Japan (seit 1973)
Auf der Weltausstellung Expo ’70 wollte Sie ein „Nackt-Panorama” vor dem Parlamentsgebäude in Tokio realisieren, wurde aber von der japanischen Polizei abgehalten und flog wieder zurück nach New York. Als dort ihr Freund Joseph Cornell verstarb kehrte Yayoi Mitte der 70er Jahre endgültig nach Japan zurück.
Nach einer Ausstellung in der Nishimura Gallery in Tokio ging sie in eine psychiatrische Klinik, in der sie seitdem lebt und arbeitet. 1978 veröffentlichte sie ihren autobiografischen Roman Manhattan Suicide Addict über ihr Leben in New York. Insgesamt erschienen über zwanzig Romane, Kurzgeschichten und Gedichtbände.
1993 vertrat sie Japan auf der 45. Biennale in Venedig und präsentierte dort einen Infinity Mirror Room mit gepunkteten Kürbissen. Seitdem präsentiert sie Ihre Rauminstallationen auf der ganzen Welt. Seit der Jahrtausendwende malt sie mit leuchtenden Acryfarben biomorphe Formen auf Leinwand und erhielt 2006 den „Nobelpreis der Künste“ (Praemium Imperiale) in der Sparte Malerei.